Jamie Dimon warnt: Rezession trotz Handelsfrieden weiterhin reale Möglichkeit

Jamie Dimon, CEO von JPMorgan Chase, schließt eine Rezession der US-Wirtschaft noch nicht aus und mahnt zur Vorsicht, selbst angesichts einiger scheinbar positiver Entwicklungen im Welthandel.
In einem neuen Interview mit Bloomberg Television am Donnerstag räumte Dimon ein, dass die jüngste Zollsenkung zwischen den USA und China ein Schritt in die richtige Richtung sei. Doch trotz des Waffenstillstands stellte er klar: Die wirtschaftliche Unsicherheit ist nicht verschwunden.
„Wenn es zu einer Rezession kommt, weiß ich nicht, wie groß sie sein wird oder wie lange sie dauern wird. Hoffentlich können wir sie vermeiden, aber ich würde das Thema zum jetzigen Zeitpunkt nicht vom Tisch nehmen“, sagte Dimon.
📉 Rezessionswahrscheinlichkeit: Immer noch erhöht, aber etwas niedriger
Dimon verwies auf Erkenntnisse des US-Chefvolkswirts von JPMorgan, Michael Feroli, der seinen Kunden Anfang der Woche mitgeteilt hatte, dass das Rezessionsrisiko zwar immer noch „erhöht“ sei, mittlerweile aber unter 50 Prozent liege. Das ist zwar eine leichte Verbesserung, aber es bedeutet immer noch, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft in eine Rezession gerät, nahezu gleich hoch ist.
Und die Anzeichen dieses Risikos schleichen sich bereits in die Entscheidungsfindung ein.
„Selbst auf dieser Ebene sieht man, dass die Leute sich mit Investitionen zurückhalten und darüber nachdenken, was sie tun wollen“, bemerkte Dimon und verwies auf die vorsichtige Haltung der Unternehmen angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten.
Zollpausen bieten eine gewisse Erleichterung – doch es bleiben Fragen
Dimons Äußerungen erfolgten nur wenige Tage, nachdem sich die USA und China auf eine 90-tägige Zollsenkung geeinigt hatten, wodurch die Handelsspannungen nachließen, die die globalen Märkte seit Jahren belasteten. Die USA setzten für denselben Zeitraum auch bestimmte Zölle auf Importe aus anderen Ländern aus.
Das sind zweifellos gute Nachrichten für die globalen Lieferketten, Investoren und Verbraucher, doch die größeren wirtschaftlichen Herausforderungen bleiben dadurch nicht unbewältigt.
„Ich denke, das Richtige wäre, von einigen dieser Dinge Abstand zu nehmen und Gespräche zu führen“, sagte Dimon und plädierte für Diplomatie statt für eine Eskalation.
Dennoch sind die Einfuhrzölle immer noch deutlich höher als vor einem Jahr. Und laut Dimon könnte dies die Verbraucherausgaben und Unternehmensinvestitionen weiter nach unten ziehen, beides wichtige Triebkräfte des Wirtschaftswachstums.
Ein Tonwechsel von Dimon
Dimons vorsichtiger Ausblick stellt eine leichte Abschwächung gegenüber seiner Haltung vom letzten Monat dar, als er sagte, eine Rezession scheine eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich. Die jüngsten Entwicklungen bei den Zöllen haben zwar den Ton geändert, nicht jedoch die zugrunde liegenden Risiken.
Während einige Analysten und Investoren die Pause bei den Handelsspannungen als Trost empfinden, erinnern Dimons Kommentare daran, dass weiterhin makroökonomische Risiken bestehen.
- Die Zinsen bleiben hoch
- Die Geschäftsstimmung ist wackelig
- Die globale geopolitische Unsicherheit hält an
- Die Ersparnisse der Verbraucher schwinden nach Covid
In diesem Umfeld ist die Stimmung in der gesamten Wirtschaft von verhaltenem Optimismus geprägt, jedoch nicht von Zuversicht.
Was sollten Investoren und Unternehmer daraus lernen?
Wenn man Jamie Dimons Bemerkungen als Hinweis nimmt, ist derzeit wohlüberlegte Vorsicht die beste Vorgehensweise.
So sieht das aus:
- Bleiben Sie bei Ihren Investitionen diversifiziert
- Halten Sie zusätzliche Bargeldreserven, wenn Sie ein Unternehmen führen
- Beobachten Sie, wie sich Zinstrends und Tarife entwickeln
- Gehen Sie nicht davon aus, dass die Markterholung bedeutet, dass alle Risiken verschwunden sind
Dimons Botschaft ist klar: Die Wirtschaft kann eine umfassende Rezession vielleicht vermeiden, aber wir sind noch nicht über den Berg.
Rücklaufrate